
Wenn Ende Juni der längste Tag des Jahres auf die kürzeste Nacht trifft, dann steht die Sommersonnenwende am Kalender. Und mit ihr viele traditionelle Feste! Die Tage zwischen der „hohen Sonnwend“ am 21. Juni und der Johannisnacht am 24. Juni werden seit jeher als mystische Zeit verstanden. Viele Geschichten, Bauernregeln und Traditionen haben sich im Laufe der Jahre um diese Lostage gebildet.
Mit den bekannten Sonnwendfeuern (auch Johannis- oder Würzfeuer genannt) wird zum Beispiel schon seit dem Mittelalter die zweite Jahreshälfte – die Sommerzeit – und zugleich die Erntezeit eingeläutet.
Kränze aus Blüten, Pflanzen und Kräutern. Schon die Ahnen wussten: Während der Sonnenwende besitzen viele Pflanzen besonders starke Heilkräfte Johanniskraut Ein bis heute geschätztes Heilkraut, das vor allem als mildes Antidepressivum eingesetzt wird – als Tee, Öl oder Dragee. Blütezeit ist von Juni bis August.
Der uralte Feuerbrauch, der in ganz Europa verbreitet war und bis heute in Teilen praktiziert wird, besteht aus vielen Ritualen: Er sollte vor allem böse Geister verbannen. Das Feuer wurde zudem als reinigend empfunden. Und so lachte und tanzte man um das Feuer herum, sang Lieder, und verbrannte alte Besen oder Überreste des Maibaumes, um damit den Frühling zu verabschieden. Auch Strohpuppen wurden auf dem „Scheiterhaufen“ verbrannt, um symbolisch böse Dämonen und Krankheiten zu vertreiben. Die Asche streute man anschließend auf die Felder – sie sollte die Pflanzen vor Ungeziefer schützen. Über das Feuer zu springen, erhöhte die Aussichten auf eine baldige Hochzeit, Geldsegen, Glück oder eine stabile Gesundheit.
„SUNNAWEND, SUNNAWEND,
DASS MI NIT DAS FEUER BRENNT,
DASS I BALD Z’ HEIRATEN KUMM,
DRUM TAUNZ I DRUM HERUM“
Traditioneller Sonnwend-Spruch
Neben den Feuer-Ritualen sind ganz besonders Rituale mit Heilkräutern zu erwähnen. Vor allem im alpinen Alpenraum gibt es demnach eine Vielzahl an Gebräuchen. So werden Pflanzen, die in der Johannisnacht gesammelt werden, außergewöhnlich starke Heilkräfte zugeschrieben. Vor allem das Johanniskraut gilt als besonders heilintensiv. Das „Gute Laune-Kraut“ findet unter anderem als Tee oder Tinktur bis heute Einsatz und soll stimmungsaufhellend und angstlösend wirken. Zudem wurde und wird es zur Behandlung von Wunden, Verbrennungen und anderen Verletzungen der Haut eingesetzt.

Um das Böse vom Haus fernzuhalten, war es auch Brauch, Kränze aus Kräutern und Ästen vor die Fenster und Türen zu binden, um das Haus vor dem Bösen zu schützen. Weitere Gepflogenheiten in dieser Zeit sind das Stecken von neun Gehölz-Zweigen rund um das Haus sowie das Baden in neun ausgewählten Kräutern als Schutz vor Krankheiten. Wer zur Sonnenwende Fingerkraut pflückt und im Geldbeutel aufbewahrt, dem soll das dem Glauben nach Reichtum bringen. Der Genuss von Fichtennadeltrieben in der Nacht wiederum verspricht das ganze Jahr über Unverwundbarkeit.

Und es galt auch, sich vor bösen Mächten zu schützen. Einen Tag vor der Sommersonnenwende wurden früher alle Brunnen aus Angst vor Verunreinigungen gereinigt und geschlossen. Das Vieh kam in den Stall, damit es nicht verhext wurde. Die Liste dieser Bräuche könnte man noch lange fortsetzen. Nur weniges von damals hat sich bis in die Neuzeit gehalten. Das Sammeln von Kräutern und Pflanzen für die eigene Hausapotheke erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Auch in der Naturkosmetik finden Heilpflanzen immer größeren Anklang. Sonnwendfeuer verbindet man heutzutage auch oft mit größer angelegten Sommerfesten.

Ein mittelalterlicher Brauch, der auch in Tirol eine lange Tradition hat, sind die Bergfeuer, die zur Sonnenwende um den 21. Juni entzündet werden. Zahlreiche Vereine und Gruppen machen sich jedes Jahr auf den Weg in die Berge, um an diesem Abend ihr Höhenfeuer zu entzünden und so den längsten Tag im Jahr zu feiern. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit leuchten große Sonnwendfeuer von den Bergen und bieten eine mystische Kulisse. Vielerorts wird in Tirol auch das sogenannte „Herz-Jesu-Feuer“ entzündet. Dieses geht auf den Herz-Jesu-Schwur im Jahr 1796 zurück, mit dem die Einheit Tirols im von Andreas Hofer angeführten Freiheitskampf gegen die Franzosen und Bayern hergestellt werden sollte. Zum Zeichen des Schwurs wurden damals auf den Tiroler Gipfeln riesige Feuer entfacht.